Diese Skisafari war mal wieder was ganz Besonderes. Da aber auch die anderen Skisafaris immer 'Besonders' waren, war diese damit eigentlich wieder ganz normal. So weit der philosophische Teil, jetzt zu den Fakten.
Die Planung und die letztendliche Entscheidung für Bormio war diesmal etwas schwieriger als sonst, weil sich Bormio ziemlich abgelegen hinterm Stilfser Joch versteckt und die Anfahrt im Winter etwas kompliziert ist. Bei der kürzesten und einfachsten Anfahrtsvariante über Livigno war die Anreise per Reisebus ausgeschlossen, weil dieser nicht durch den Tunnel nach Livigno passt, weil zu hoch.
Also haben wir uns entschieden, wie früher schon öfter auf Kleinbusse zurückzugreifen und die Teilnehmerzahl auf maximal 27 Personen zu begrenzen.
Als Ziel für eine Skisafari war Bormio von vornhinein perfekt, weil sich dort drei von einander unabhängige Skigebiete befinden und das vierte, Livigno, direkt auf der Heimfahrtroute liegt. Damit war unser Anspruch, 4 Skigebiete in 4 Tagen, erfüllt.
Das Hotel Vallecetta in Bormio war schnell gebucht, der Kontakt kam durch EvM's Einsatz für das Reisebüro Fromm zustande.
Zwei Wochen vor der Abreise haben wir dann festgestellt, dass der Tunnel nach Livigno jeweils Samstags bis 10 Uhr in Fahrtrichtung Livigno gesperrt ist, weil die Touris dort erst rausmüssen, bevor die neuen rein dürfen. Nach heftigem Nachdenken und Diskussion mehrerer Varianten (später fahren, ein anderes Skigebiet bei der Anreise) haben wir uns dafür entschieden, den längeren Weg über den Berninapass und damit eine längere Fahrtzeit von ca. einer Stunde in Kauf zu nehmen.
Samstag, den 16.3.
Wir starten pünktlich um 4 Uhr an der Sportfabrik, in unseren 3 Bussen sitzen 26 Teilnehmer. Wilfried, Hebbe und der Schreiber dieser Zeilen sitzen am Steuer. Es regnet noch ein bisschen, der Wind bläst heftig auf der Autobahn.
Danach wird's besser. Kurz vor dem Grenzübergang zur Schweiz gibt's die erste Verzögerung. Ein Mitarbeiter der Straßenwacht hat die Straße abgesperrt und erklärt, weiter vorne müsste eine Lawine abgesprengt werden. Das könne dauern. Also drehen wir um, fahren den Reschenpass rauf nach Nauders und von dort wieder runter ins Engadin zum Grenzübergang Martina. Eine halbe Stunde verloren.
Die weitere Fahrt über den Berninapass verläuft zwar fast verkehrsfrei, aber trotzdem zäh, weil sich vor allem auf italienischer Seite immer wieder Langsamfahrer in den Weg stellen. Auch der Berninaexpress benutzt in einer Ortsdurchfahrt dieselbe Straße wie wir. Allerdings entschädigt auch immer wieder der grandiose Ausblick auf die herrliche Bergwelt des Engadins und um den Berninapass. Es zieht sich nach Bormio.
Um kurz nach 11 sitzen wir endlich in der Gondel nach oben, die Sonne scheint, die Pisten sind hervorragend, es geht rauf bis auf 3000 Meter Höhe. In den nächsten Stunden genießen wir die langen und variantenreichen Abfahrten rund um die Weltcup - Abfahrtsstrecke von Bormio. Weil es aber schon ziemlich warm ist, trauen wir uns nicht in den Tiefschnee, der in den Tagen vorher gefallen ist und bleiben deshalb brav auf den Pisten, wo sich auffallend viele und schlechte Skifahrer tummeln. Höchste Aufmerksamkeit ist hier erforderlich.
Es wird trotz später Anreise ein schöner Tag, die langen Abfahrten fordern alles. Danach fahren wir in unser nahe gelegenes Hotel, beziehen die Zimmer und richten uns auf einen schönen Abend ein.
Das Essen ist gut, etwas ungewöhnlich ist, dass direkt von Platten auf den Teller serviert wird. Was dazu führt, dass das Fleisch nicht mehr ganz warm ist. Aber es schmeckt trotzdem.
Erwartungsgemäß fordert der lange erste Tag Tribut, die meisten verschwinden daher relativ früh in ihren Betten.
Sonntag, den 17.3.
Auf Empfehlung unseres Hoteliers steuern wir heute das Skigebiet San Colombano an. Das ist gleich um die Ecke am gegenüberliegenden Berg. In St. Catarina sind heute regionale Skimeisterschaften mit vielen Teilnehmern. Das schreckt ab.
Unsere Erwartungen sind zunächst etwas gedämpft, weil es hier neben zwei Gondelbahnen eigentlich nur ein paar uralte Sessellifte und mindestens 5 Schlepplifte, meist Tellerlifte gibt. Aber schnell stellt sich heraus: Das ist ein absolutes Highlight.
Gut, das Liften ist ziemlich entschleunigt, dafür sind die Pisten fast völlig leer und total interessant. Es gibt zwei super Talabfahrten und in den oberen Bereichen eine grandiose Bergkulisse, die alles vergessen lässt. Wir brauchen kein Bormio mit Massen von Leuten. Wir sind hier genau richtig. Und das empfinden alle Teilnehmer so. Als wir uns am Abend an unserer improvisierten Skiclub - Bar an den Bussen treffen, strahlen alle Gesichter.
Man spürt fast Ergriffenheit über den erlebten Skitag.
Nach diesem Tag kann eigentlich beim Abendessen nichts mehr schief gehen. Es ist auch wieder richtig ruhig im Haus, nachdem die Gäste des Vortags, vermutlich alles Teilnehmer an den regionalen Skimeisterschaften, abgereist sind.
Die Stimmung an der Bar ist gelöst und immer noch geprägt von diesem wunderbaren Skitag.
Montag, 18.3.
In der Nacht hat es wie angekündigt etwas geschneit, die Straßen sind aber frei. Viel kann es also nicht gewesen sein. Damit steht unserem Tagesplan, St. Catarina, auf 1700 Meter am Gavia - Pass gelegenes Skigebiet, nichts entgegen.
An der Talstation gibt es ein Parkhaus, in das wir mit unseren Kleinbussen aber nicht reinpassen. Parken wir halt auf dem Busparkplatz. Es ist heute eh nichts los.
An der Talstation hat's ca. 10 cm Neuschnee, aber mit jedem Höhenmeter steigen auch die Schneehöhen. Als wir auf 2700 Meter aus der Gondel aussteigen, trauen wir unseren Augen kaum. 30 cm Neuschnee sind's mindestens. Der Wind bläst ziemlich heftig. Wir nehmen gleich vorne unter der Gondel die erste ungespurte Abfahrt. Ein Traum, den wir so nicht erwartet haben. Nach der zweiten Abfahrt wird die Piste direkt hinter uns abgesperrt. Damit ist der Tiefschneetraum aber nicht ausgeträumt. Weiter unten finden wir noch einen Hang an einem stillgelegten Lift, den wir im Laufe des Tages ausgiebig zerpflügen.
Abgesehen von diesen Tiefschneegefühlen ist auch hier der Ausblick auf die umliegenden Berge wieder grandios. Wir blicken direkt auf die Südseite von Ortler und Cevedale und die vielen uns unbekannten Berge daneben.
Das Glücksgefühl beim Treff an den Bussen ist ähnlich dem des Vortags. Besser geht's einfach nicht mehr.
Entsprechend locker ist die Stimmung auch wieder beim Abendessen und danach an der Bar. Erstaunlicherweise hat keiner Lust auf einen Stadtbummel.
Dienstag, den 19.3.
Heute heißt es schon wieder packen. Um halb neun starten wir in Richtung Livigno. Vorbei an San Colombano geht es über den Passo Foscano auf 2300 Meter Höhe hinüber nach Livigno. Hier breitet sich das Skigebiet auf beiden Seiten des Ortes aus. Dazwischen gibt es einen Pendelbus, der die Skifahrer hin und her kutschiert. Schon bei der Anfahrt über den Pass erkennen wir die platt gebügelten Pisten und das weiträumige Off - Pist - Gelände daneben bzw. dazwischen. Der Ort liegt auf fast 1800 Meter, daher gibt es kaum mehr Bäume auf den Hängen. Das meiste ist hier jenseits der Baumgrenze.
Auch wir wechseln irgendwann die Seite, um ja auch jeden Lift mal gefahren zu sein. Es wird ebenfalls wieder ein wunderbarer Skitag, mit Wechsel von langen schnellen Abfahrten und kurzen Abstechern ins Gelände, das je nach Hangausrichtung jedoch sehr unterschiedlich gut zu befahren ist.
Wie in den Tagen zuvor begeistern uns auch hier wieder die Rundumblicke über die italienischen und Schweizer Berge.
Um halb vier treffen wir uns nach einem erfüllten Skitag wieder an den Bussen. Die Heimfahrt, auch durch den Tunnel von Livigno, ist entspannt und wird nochmals durch die Umleitung über Nauders verlängert. Weiß der Geier, was die Lawine im Grenzbereich im Engadin angerichtet hat.
Eine grandiose Skisafari ist zu Ende. Ob's die Beste aller Zeiten war? Da wird's dann wieder philosophisch.
Vielleicht könnt ihr auch noch ein paar Videos beisteuern.